Das Tor zur Fröhlichkeit
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"Wildschweine aller Länder vereinigt euch!" - zugegeben, kein alltäglicher Aufruf, und man denkt auch nicht gleich, dass er von einem renommierten Künstler stammt. Eine Betonsäule mit diesem Spruch, geschrieben vom Künstler selbst in kindlicher Latein-Schönschrift, fand einst bei einer Ausstellung in Norddeutschland viel Beachtung.



Und das Wildschwein ist nun einmal so etwas wie ein tierisches Lieblingsthema des Künstlers Heinrich Brummack. Zum 20. Gartenschauparkjubiläum wurde jetzt ein Werk von Brummack vorgestellt. Ein zweifarbiges eisernes Portal und obenauf - ein Wildschwein. Und zwar knallrot. Und wo läuft das Wildschwein hin? Das kommt darauf an. Mittels eines großen Schraubenschlüssels kann nämlich das Wildschwein ganz einfach gedreht werden. Um 180 Grad.
"Wir wollten ein nicht alltägliches Kunstwerk hier aufstellen, etwas Überraschendes, dem man immer wieder neue Aspekte abgewinnen kann", erläuterte Stadtbaumeister Wilhelm Stulken den Grundgedanken der interessanten Plastik. Vor allen Dingen ist es zunächst ein Tor, mehr noch, schon ein Portal, ganz in der Nähe des Eingangs. Es kann also noch einmal heißen: Hereinspaziert. Das Portal ist im Grunde genommen nicht groß, macht aber auch keinen mickrigen Eindruck, man kann gut durchlaufen, besser wohl: durchschreiten. Und eigentlich erinnert es ja ein bisschen an Bauklötze aus dem Kinderzimmer, genauso bunt wie im Kinderzimmer, knallrot und kräftig blau. Und die rote Farbe reichte auch noch für das Wildschwein.




Man könnte als Besucher die Frage stellen: Warum solch ein Portal? Man könnte aber auch spontan antworten: Warum denn nicht? Man "muss" im Leben durch so viele Portale ungefragt gehen, warum nicht freiwillig durch solch ein fröhliches?
Der 75-jährige, aus Treuhofen stammende Bildhauer absolvierte zunächst eine Ausbildung als Ziseleur und studierte dann an den Hochschulen für Bildende Künste in Berlin und Paris. Brummack lehrt Plastisches Gestalten und Design an der Fachhochschule Münster. Er war bereits 1987 bei der Documenta in Kassel dabei, seine Skulpturen stehen am Berliner Flughafen Tegel, in Köln, und Düsseldorf ebenso in Nikosia (Zypern) und Osaka (Japan). Aufsehen erregt er immer wieder mit der Nicht-Alltäglichkeit seiner Motive, als Beispiel sei der überdimensionale "angelnde Hase" in Osnabrück genannt. Die Kunstsammlung Würth hat bereits vor zwei Jahrzehnten erste Werke angekauft, jetzt lebt und arbeitet Heinrich Brummack auf Einladung des Museums Würth in Schwäbisch Hall.




"Ich liebe die Heiterkeit und die Ironie, wie man sie beispielsweise bei Heinrich Heine oder Erich Kästner findet", erläuterte der Künstler im Gespräch mit der Hockenheimer Tageszeitung, jegliches Pathos liege ihm fremd. Die Wochenzeitung "Die Zeit" hat ihn als Deutschlands witzigsten Künstler bezeichnet, sein Verhältnis zur Bildhauerkunst gilt als hintergründig und spitzfindig. Viele betrachten ihn als Sozialpoet und auch als Eulenspiegel, er weiß selbst, dass er oft aneckt. "Skulpturen, gegen die man vor vielleicht 20 Jahren in manchen Städten Sturm lief, auf die ist man jetzt stolz", erzählt er.
Und wenn Brummack im Portal im Gartenschaupark steht, kommt er ins Schwärmen. "Diese ganze Anlage strahlt Atmosphäre aus, da fühlt man sich einfach willkommen, da möchte man mitten hineingehen". Und dazu sind schließlich alle eingeladen:
hereinzukommen und durch das Brummack-Portal zu gehen. Wer durchschritt schon je ein Portal, auf dem ein rotes Wildschein thront….

Text: Franz Anton Bankuti (HTZ)


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